Infraschall

 

Infraschall beeinflusst die aktive Mikromechanik des menschlichen Innenohrs
(Wissenschaftliches Ergebnis der Arbeitsgruppe von Dr. Markus Drexl, Universitätsklinikum München-Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität München)

Betriebsbedingt emittieren Windindustrieanlagen Infraschall, der sich über die Luft und den Boden ungehindert ausbreitet. Derartige Schallwellen liegen im Frequenzbereich unterhalb von 8 Hz und liegen natürlich unterhalb der direkten akustischen Wahrnehmungsschwelle unseres Hörapparates. Gleichwohl ist es seit einer neueren Arbeit wohl etabliert dass das menschliche Innenohr sehr wohl an Infraschallwellen ankoppeln kann. In der Untersuchung zeigte sich, dass niederfrequente Schallwellen mit einem unauffälligem Schalldruck von 80dB (A) unter einer nur kurzen Expositionsdauer von 90 Sekunden sehr wohl otoakustische Signale im Innenohr hervorrufen, die noch bis zu 2 Minuten nach dem Absetzen der Schallwellen andauerten. Klare positive Korrelationen konnten hier für unauffälligen Schalldruck nachgewiesen werden. Der direkte Wirkmechanismus ist somit nachgewiesen über die mikromechanische Kopplung der Infraschallwellen an die äußeren Haarzellen im Innenohr. Deren Zweck ist es, Schallwellen zu detektieren und mikormechanisch zu verstärken über eine schnelle Veränderung der Ausdehnung des Zellkörpers. Dieser sogenannten cochleare Verstärker erzeugt aktiv mikromechanische Energie, die in die cochleare Laufwelle zurückgeführt wird. Dieser Mechanismus dient auch als Nebeneffekt zur zweifelsfreien experimentellen Detektion über den Ohrkanal.

Dies bedeutet, dass das menschliche Hörorgan sehr wohl in der Lage ist, Infraschallwellen aktiv verstärkt aufzunehmen, obwohl die Infraschallwellen nicht direkt an die inneren Haarzellen koppeln. Es sind dies die inneren Haarzellen, welche die direkten akustischen Wahrnehmungsschwellen determinieren.

Originalarbeit:

  • K. Kugler, L. Wiegrebe, B. Grothe, M. Kössl, R. Gürkov, E. Krause, M. Drexl, Low-frequency sound affects active micromechanics in the human inner ear, Royal Society Open Science 1, 140166 (2014).
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    Der (vermeintlich) unhörbare Lärm von Windkraftanlagen – Infraschallmessungen an einem Windrad nördlich von Hannover
    Lars Ceranna, Gernot Hartmann & Manfred Henger, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) Hannover

    „Im Anbetracht einer stetig wachsenden Anzahl von Windkraftanlagen und Windparks wird deren akustische Lärmemission im von Menschen nicht hörbaren Infraschallbereich für hochempfindliche Messanlagen zur Registrierung der Mikrodruckvariationen ein zunehmendes Problem. Um den von Windrädern generierten Schalldruckpegel hinsichtlich seiner Stärke in Abhängigkeit der Entfernung zu quantifizieren, wurden Infraschallmessungen mit mobilen Stationen an einem einzelnen Windrad mit horizontaler Achse vorgenommen. Die Ergebnisse der Registrierung sowie ihr erfolgreicher Vergleich mit einem theoretischen Modell zur Abschätzung des emittierten Schalls erlauben die Angabe eines Mindestabstandes, der zwischen einer Infraschallmessanlage und einem Windrad oder einem Windpark eingehalten werden muss, um ungestört Infraschallmessungen durchführen zu können.“

    Die wissenschaftlichen Originalveröffentlichungen in begutachteten Fachzeitschriften finden sich hier (auf Anfrage bei uns einsehbar):

  • Klaus Stammler and Lars Ceranna, Influence of Wind Turbines on Seismic Records of the Gräfenberg Array, Seimological Research Letters 87, 1075 (2016).
  • Christoph Pilger and Lars Ceranna, The influence of periodic wind turbine noise on infrasound array measurements, Journal of Sound and Vibration 388, 188 (2017).
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    Physikalisch-Technische Bundesanstalt Braunschweig: Der Mensch hört tiefere Töne als bislang bekannt

    In einem internationalen Forschungsprojekt EARS unter der Federführung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt PTB in Braunschweig hat sich ein internationales Expertenteam den Grundlagen des Hörens an der unteren Grenze des Hörfrequenzbereichs (Infraschall), aber auch an der oberen Grenze (Ultraschall) zugewandt. Koordiniert wurde das Projekt, das Teil des Europäischen Metrologie-Forschungsprogrammes ist, von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB). Beteiligt waren auf PTB-Seite nicht nur Akustiker, sondern auch Experten in den Bereichen Biomagnetismus (MEG) und funktionelle Kernspintomografie (fMRT). Ihr Ergebnis: Der Mensch hört tiefere Töne als bislang bekannt. Und die Mechanismen der Wahrnehmung sind vielfältiger als bisher angenommen. Ein weites Feld tut sich hier auf.

    Weitere Details aus den Forschungsergebnissen: Durch anschließende physiologische Messungen konnte für wiederholte Schallexposition im Bereich von Sekunden und bei Schallpegeln, die auch gehört wurden, eine Erregung des auditorischen Cortexes nachgewiesen werden, und zwar signifikant im fMRT hinab bis 8 Hz und signifikant im MEG hinab bis 20 Hz.

     

    Infraschall ist keine Science Fiction
    Infraschall – der Bumerang der Energiewende, von Dr. med Thomas Carl Stiller

    „Ich fühle, was Du nicht hören kannst.“ So beschreiben Anwohner gerade von Windkraftanlagen oft ihre Beschwerden, ausgelöst durch niederfrequente Geräusche (Infraschall). Aber was ist die Ursache von Infraschall, welche Auswirkungen hat er auf Menschen, welche Normen regeln die erlaubten Schallemissionen und was ist der Stand der Wissenschaft auf diese Fragen? Unhörbarer aber biophysiologisch wirksamer Schall ist keine Science Fiction, sondern eine zunehmende Bedrohung für die Gesundheit.

     

    Vorträge zum Thema Infraschall und gesundheitliche Gefahren

    Windkraft „strahlt“ auch – über die gesundheitlichen Gefahren durch Infraschall

    Vortrag zum Thema „Infraschall und die Auswirkungen“

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